Chronik

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Der Kapuziner / die „Sonne“ in Rottweil erinnert als Baudenkmal an das ehemalige Rottweiler Kapuzinerkloster und den Saalbau „Sonne“. Beide Einrichtungen haben für die Rottweiler Stadtgeschichte einen hohen Stellenwert, wie er zumindest in der näheren Umgebung von Rottweil kein zweites Mal anzutreffen ist.
 

Das Rottweiler Kapuzinerkloster geht zurück bis auf das Jahr 1623 und wurde zunächst an der Königstraße vor der Hochbrücktor – Vorstadt gebaut. Im 30jährigen Krieg zerstört wurde das Kloster zwischen 1651 und 1655 an der Neutor-Straße auf dem Gelände des früheren Werkhofs der Stadt Rottweil ein zweites Mal errichtet und seine schlichte Kirche vor allem 1723 erweitert.

Kapuzinerkloster dargestellt im Wannenmacher Deckengemälde der Rottweiler Predigerkirche

Immakulata. Einst Altarbild in der Rottweiler Kapuzinerkirche
(Kath. Pfarrkirche Hausen am Tann. Foto: F. Rapp)

Bis zur Säkularisation lebte hier ein Konvent des Kapuzinerordens konsequent nach den Idealen des Franz von Assisi. Sein Rottweiler Kloster mit knapp 20 Patres und einem Guardian an der Spitze spielte in der Spätzeit der Reichsstadt Rottweil eine wichtige Rolle für das kirchliche, soziale und kulturelle Leben. Die Rottweiler Kapuziner waren gebildete Männer, gefragte Seelsorger und angesehene Prediger.

Sie halfen in den Pfarreien des Stadt aus und kümmerten sich um Arme oder Straffällige. Selbst außerhalb des katholischen Bereichs genossen sie hohes Ansehen. Als der württembergische Staat das Kapuzinerkloster in Rottweil 1805 aufhob, wurde dies in der Stadt nicht gern gesehen.

Der württembergische Staat war sich nicht klar darüber, was mit dem ehemaligen Kloster geschehen sollte, und versteigerte es 1813 an einen Rottweiler Zimmermeister. 20 Jahre später wurde in dem Gebäudekomplex eine Bierbrauerei und die Wirtschaft „zur Sonne“ eingerichtet. Der Bauunternehmer Viktor Wenger gestaltete die ehemalige Kapuzinerkirche im Jahre 1900 zum Saalbau „Sonne“ um, der nun mit einem zweiten Saal und einem Café aufwarten konnte und im Januar 1901 mit Kino und Theater wiedereröffnet hat.

Von da an blieb die „Sonne“ ein Mittelpunkt des kulturellen Lebens in Rottweil – vom Abschlussball zahlreicher Tanzstunden über Fasnetsbälle der Narrhalla bis hin zu politischen Großveranstaltungen aller Parteien in der Weimarer Republik.

Der Saalbau Sonne im Jahr 1910

Sonnenwirt Carl Banholzer sen. (1877-1948)

Der große Sonnensaal mit Blick auf die Bühne um 1950

Der Sonnensaal mit Blick auf die Empore um 1950

Ab 1943 diente der Sonnensaal als Massenquartier für Zwangsarbeiter.

Erst 1950 wurde die „Sonne“ nochmals eröffnet, bis der gastronomische Betrieb zehn Jahre später eingestellt wurde. Der Weg der „Sonne“ führte nun weiter zum Ausstellungssaal einer Möbelfirma und 1969 zum Kauf durch die Stadt Rottweil. Seither verschlechterte sich die bauliche Substanz des Gebäudekomplexes zusehends, und zahlreiche Anläufe scheiterten, ihn zu sanieren.
Die Bürgerinitiative Kapuziner Rottweil wurde im Frühjahr 2004 gegründet. Ihr Ziel war es, den vom Abriss bedrohten „Kapuziner“ zu retten und ihn einer sachgerechten und sinnvollen Nutzung zuzuführen.

2008 wurde mit der Renovierung begonnen.

Im Januar 2011 wird der neue Kapuziner eröffnet.

Winfried Hecht

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